Ausgewählter Schularbeitentext - WILLKOMMEN AM BG8!

WILLKOMMEN AM BG8!

 

Im Deutschunterricht werden in der Oberstufe zahlreiche „Alltagstextsorten“ besprochen, die auch im Rahmen der schriftlichen Matura abgeprüft werden. Hier wollen wir Ihnen einen Text präsentieren, der bei einer Schularbeit der 8. Klassen entstanden ist, und sich an die Eltern von Schulanfänger:innen an unserer Schule richtet.

 

Das Kind kommt auf die Welt. Ist es nicht süß?

Das Kind geht in den Kindergarten. Ist es schon soweit?

Das Kind kommt in die Volksschule. Ist es schon so groß?

Das Kind kommt ins Gymnasium. Sind wir dafür bereit?

 

Liebe Eltern,

 

Sie kennen folgende Situation sicher. Das Kind von der Nachmittagsbetreuung abgeholt, nach einem stressigen langen Arbeitstag endlich zu Hause. Dann sagt Ihnen ihr Sprössling: „Ich hab` meine Hausübung nicht gemacht.“ Super! Jetzt das Einmaleins. Nein, danke!

War es bei Ihnen noch nicht so?  Keine Sorge, das kommt noch. Spätestens bei der VwA, wenn Ihnen ihr Töchterchen offenbart, dass es einen Tag vor dem Abgabetermin noch nicht angefangen hat.

 

So etwas stresst Sie als Elternteil natürlich. Sie wollen das Beste für Ihre Tochter oder für Ihren Sohn. Dennoch gibt es manchmal aus solchen Situationen heraus Streit. Ich kenne das nur zu gut. Es ist natürlich leichter, den Frust und den Ärger, dass ihre 17-jährige Tochter einen Tag vor dem VwA Abgabetermin angefangen hat zu schreiben, an ihr auszulassen. Sie anzuschreien, zu hinterfragen. Alles komplett verständlich. Aber trotzdem wollte ich die VwA nicht schreiben.

 

Stress durch die Inflation, den Krieg und die Arbeit, den Sie haben könnten, bekommen die Kleinen mit. Jedoch bekommen Sie nicht mit, wenn diese in der Schule aufpassen, ihre Hausaufgabe nicht machen oder einfach eine Umarmung brauchen. Ich möchte Ihnen da keinen Vorwurf machen, das ist verständlich. Dennoch übersehen Sie die Bedürfnisse Ihrer Kinder leichter, wenn Sie auf andere Dinge fokussiert sind. In der Arbeit war heute viel los, die eine Kundin hat Sie beansprucht, beim Billa sind die Semmeln teurer, Sie waren tanken. Das sind alles Faktoren, die das Zusammenleben und somit die Entwicklung des Kindes stören können. Für mich ist es immer schwer, wenn ich meine Hausübung mache und meine Mutter emotionsgeladen durch die Tür stampft. Genauso ist es umgekehrt, wenn meine Mutter im Homeoffice ist. Für solche Tage ist es wichtig, sich eine halbe Stunde Zeit für sich alleine zu nehmen.

 

Blicke ich auf meine Schulzeit zurück, wünsche ich mir nichts mehr, als Eltern, die immer hinter mir stehen, die mit mir kooperieren, die mich auch belehren, wenn ich etwas falsch mache, die meine Bedürfnisse erkennen. Aber vor allem braucht es Eltern, mit denen man die Schulzeit zusammen absitzen kann.

Ich habe großes Glück, sagen zu können, dass meine Eltern, auch wenn ich meine Fünfer geschrieben hab, nicht böse auf mich waren, sondern mit mir die Fehler eruiert haben und auch einmal mit Lehrpersonen geredet haben, was falsch war, was ich besser machen muss, was ich üben kann.

 

Ich möchte Ihnen jedoch eine wichtige Sache mitgeben: Haben Sie ihr Kind lieb! Egal, was Ihr Kind in den nächsten acht Jahren macht, egal, welcher Blödsinn aufkommt. Denn nur dann sind Sie bereit für das Gymnasium.

 

Deutsch-Schularbeitstext von Johanna Herbeck, 8A